Freitag, 25. Mai 2012

"Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es!"

So stellte sich Lord Leighton um 1880 eine Vestalin vor. Bildquelle, alle Links aufgerufen am 25.5.2012!

Gerne und häufig werden Sätze von Autoren wiedergegeben, die sowohl einprägsam wie auch scheinbar schlüssig. Dazu gehört: "Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es." 

Wer über das Gute allein spricht, tue damit noch nichts Gutes, soll wohl der Sinn sein!

Ist das richtig? Nein! 

Wer nicht über das Gute ausreichend nachgedacht hat, tut sehr wahrscheinlich etwas, was deutlich besser sein könnte. Er weiß es aber nicht, da er nicht darüber nachgedacht, was besser und was schlechter. 

Das "Gute" existiert nicht! Es existieren nur Taten, die mehr oder weniger gut. 

Folglich muss man zunächst nachdenken, was gut, was schlechter, was besser!

Den römischen Vestalinnen war auferlegt, ihre Dienstzeit lang Jungfrau zu bleiben, dadurch erwürbe die Vestalin besondere Fähigkeiten wie beispielsweise einen entlaufenen Sklaven, sofern er die Stadt Rom noch nicht verlassen, zum Stehen zu bringen. 

Die Jungfräulichkeit der Vestalinnen sicherte das Wohl der Stadt Rom und damit des ganzen römischen Reiches. 

Im Umkehrschluss bedeutete das, wenn es der Stadt oder dem Reich einmal schlecht ging, eine oder mehrere der Priesterinnen ihre Jungfräulichkeit verloren haben mussten, was in Krisenzeiten zu regelmäßigen Anklagen und Verurteilungen führte.

Da das Vergehen gravierend, war die Strafe es auch: Die Verurteilte wurde in einer Sänfte zu einem Verlies geführt, in dem sich eine Pritsche befand, etwas zu essen und zu trinken, danach verschloss man das Verlies, streute Erde darüber, damit man es nicht wieder auffinden konnte und dachte, ein gutes Werk vollbracht zu haben.

Zur Kaiserzeit galt diese Art der Bestrafung dann als zu hart, kam es nur noch selten zur Anklage und wurden Liebschaften der Vestalinnen nur noch ausnahmsweise verfolgt.

"Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es", gehört zur Kategorie: mehr Schein als Gehalt!