Montag, 17. März 2014

Der katohlische Erwachsenen-Katechismus

herausgegeben von der Deutschen Bischofskonferenz, 1985, zusammengefasst von Gerhard Stenkamp

Heute: Der Mensch - ein Geheimnis 

Unser Leben fließt dahin, Tag für Tag, Woche für Woche. Normalerweise hat alles seinen Platz und seine Ordnung. Bis eines Tages die Frage aufbricht: Wozu eigentlich das Ganze? Adam, wo bist Du?

Woran können wir uns orientieren? Wo finden wir Halt, wo einen endgültigen Sinn für unser Leben?

Die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellt sich für jeden Menschen anders. Sie kann auftauchen als Frage nach dem Glück. Wir erfahren Glück auf unterschiedliche Weise: wenn uns unsere Arbeit gelingt, in der guten Tat, in Sport und Spiel, in Kunst und Wissenschaft.

Glück aber kann sehr schnell wieder verfliegen. Herbe Enttäuschungen können sich einstellen. Was dann? Welchen Sinn hat dann das Leben? Was ist überhaupt echtes und wertvolles menschliches Glück?

Noch intensiver stellt sich die Frage nach dem Sinn des Daseins in der Erfahrung von Leid, sei es eigenes oder fremdes Leid! Welchen Sinn hat es, dass so viele Menschen leiden? Warum so viel Hunger, Elend, Ungerechtigkeit? Warum so viel Hass, Neid, Lüge? Warum so viel Gewalt?

Schließlich die Erfahrung des Todes! Was ist nach dem Tod? Woher kam ich und wohin gehe ich? Was bleibt von mir, was bleibt vom dem, wofür ich gelebt habe? 

Unsere Antworten auf diese Fragen bleiben immer Stückwerk. Der Mensch bleibt sich letztlich eine Frage und ein tiefes Geheimnis. Das ist seine Größe und sein Elend.

Seine Größe, weil die Frage nach sich selbst den Menschen von den Tieren unterscheidet, die durch ihre Instinkte in ihre Umwelt eingepasst sind.

Es macht die Würde des Menschen aus, dass er sich seiner selbst bewusst ist, dass er frei ist, seinem Leben selbst eine Richtung zu geben.

Diese Größe des Menschen ist aber zugleich seine Last. Dem Menschen ist das Leben nicht nur gegeben, sondern auch aufgegeben: Er muss es selbst gestalten, selbst in die Hand nehmen.

Dem Sein des Menschen ist aber der Sinn seines Seins nicht unmittelbar mitgegeben. Das Menschsein ist daher ein Gang ins Offene, ins Unabsehbare.

Wir können die Frage nach dem Sinn daher verdrängen, vor ihr versuchen davonzulaufen, sie als unbeantwortbar abtun, durch Flucht in die Arbeit, durch Flucht in den Konsum, durch Flucht in die Sexualität, durch Flucht in den Alkohol, durch Flucht zu sonstigen Drogen.

Doch damit betrügen wir uns selbst! Mit solchen Fluchtversuchen laufen wir davon: vor uns selbst!

Es stellt sich unausweichlich die Frage: Was ist der Mensch? Wer bin ich? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

Es ist die alte Katechismusfrage, alt und doch immer wieder neu: Wozu sind wir auf der Erde?